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Tipps zur Antragsstellung von EXIST-Gründerstipendium

Wir haben die Gründungsexperten der Humboldt-Universität zu Berlin (Gründungsservice), der Technischen Universität Darmstadt (HIGHEST), der Technischen Universität Dresden (dresden exists), der Universität zu Köln (Gateway), der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg (GIZ) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU Spin-off Service) gefragt, worauf es ihrer Erfahrung nach bei der Antragstellung von EXIST-Gründerstipendium ankommt. Hier das Ergebnis:

Hörsaal der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Hörsaal der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

© Universität Oldenburg

„Nach unseren Erfahrungen hat ein Antrag für das EXIST-Gründerstipendium gute Aussichten auf Erfolg, wenn:

  • die Alleinstellungsmerkmale der Idee gut heraus-gearbeitet sind.
  • das Team einen Prototypen seines Produkts entwickelt hat, um die Grundfunktionen deutlich zu machen.
  • sich das Team intensiv mit dem Markt und den Wettbewerbern auseinandergesetzt hat und weiß, wie Marketing und Vertrieb im jeweiligen Markt funktionieren können.
  • das Geschäftsmodell in seinen Grundzügen vorhanden ist und im besten Fall erste Interessensbekundunge („Letter of Interest“) von potentiellen Kunden vorliegen. Notfalls kann es sich auch um den LOI eines Fachverbandes handeln, der sich als zukünftiger Multiplikator zur Verfügung stellt.
  • neben der Produktentwicklung auch großer Wert auf die langfristige Geschäftsentwicklung gelegt wird. Es sollte plausibel dargelegt werden, wie die Geschäftsidee langfristig rentabel funktionieren kann.
  • deutlich wird, dass das Team auf dem Weg zur Gründung und nicht nur zur Antragstellung ist. Wer allein an den Antrag und die Fördermittel denkt, ist oft noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
  • das Team gut aufgestellt ist, sodass die wichtigsten Kompetenzfelder wie bspw. Vertrieb, Marketing, Geschäfts- und Produktentwicklung vertreten sind. Die betriebswirtschaftliche Seite kann dabei auch gut von einem Wirtschaftsingenieur oder Wirtschaftsinformatiker abgedeckt werden. Es muss nicht zwingend ein Betriebswirt sein. Ergänzende Kompetenzen sollte das Team durch ein Expertennetzwerk abdecken. Gern gesehen, aber kein Muss, sind erste Kontakte zu potentiellen Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten.
  • das Team nach Möglichkeit bereits vor der EXIST-Antragstellung intensiv zusammengearbeitet und erste Belastungsproben überstanden hat.
  • frühzeitig festgestellt wird, wie der Umgang mit Patenten an der Hochschule aussieht.
  • das Team an Ideenwettbewerben und Pitchveranstaltungen teilnimmt. Gründungsinteressierte können dort quasi im geschützten Rahmen, später auch an regionalen und sogar bundesweiten Wettbewerben ihre Ideen zum Geschäftsmodell präsentieren und Feedback von erfahrenen Mentoren, Unternehmern und Branchenkennern erhalten.
  • sich die Gründerinnen und Gründer frühzeitig über die Konditionen von EXIST-Gründerstipendium informieren und prüfen, ob es für sie attraktiv ist bzw. ob ihr Vorhaben überhaupt dazu passt und ihr Produkt im Sinne von EXIST innovativ ist.“
TU-Dresden-Hoersaal

Gründerfoyer 2017 des Gründungsnetzwerks dresden exists mit André Schwämmlein, Gründer von Flixbus

© dresden-exists/Robert Gebler

„Uns fällt allerdings oft auf, dass:

  • die Teams nicht optimal zusammengestellt sind und die Gründerinnen und Gründer beispielsweise alle denselben fachlichen Background haben. Ein bereits gemeinsam arbeitendes Team mit insgesamt drei Informatikern oder drei Betriebswirten lässt sich nachträglich kaum auseinanderdividieren.
  • das betriebswirtschaftliche Verständnis zu gering oder zu theorielastig ist.
  • die Gründerinnen und Gründer falsche Vorstellungen von Unternehmertum und Start-ups haben.
  • sich die Teammitglieder kaum kennen und die Rollen nicht geklärt sind. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein oder zwei Ideenträger noch kurzfristig einen dritten Mitstreiter an Bord holen. Wenn sich dann über kurz oder lang herausstellt, dass „die Chemie nicht stimmt“, werden die Gründungsvorbereitungen verzögert, wenn nicht sogar erheblich gestört.
  • die Gründer noch nicht mit potentiellen Kunden gesprochen haben und daher nicht wissen, was der Kunde tatsächlich benötigt. Das Ergebnis ist: Das Produkt wird am Markt vorbei entwickelt, Ressourcen werden verschwendet.
  • nicht an den tatsächlichen Nutzen für den Kunden gedacht wird.
  • der Faktor Innovation überschätzt und der Faktor Risiko von Veränderungen dagegen unterschätzt wird. Überschätzt werden meist auch die Marktchancen und Wettbewerbsvorteile des Produkts bei gleichzeitigem Unterschätzen der Kosten.
  • sich die Teams zu spät auf die Suche nach einem Mentor begeben. Von Mentoren, die die EXIST-geförderten Teams begleiten, wird erwartet, dass sie sich einbringen, dass sie Laborräume zur Verfügung stellen und dass sie ihre Netzwerke für die Teams öffnen. Es ist verständlich, dass sich Mentoren daher zunächst einmal die Idee genauer anschauen möchten, um den Mehrwert für ihr Forschungsgebiet darin zu erkennen.
  • die technische Produktentwicklung im Fokus steht, Fragen des Markteintritts und der Marktchancen aber vernachlässigt werden. Ein Muss, auch wenn es gerade für innovative Produkte nicht einfach ist, valide Marktzahlen zu bekommen.
  • sich die Gründerinnen und Gründer zu sehr mit ihrer Idee beschäftigen, aber zu wenig mit deren Umsetzung. Damit einem nicht Zeit und Geld ausgehen, braucht es eine klare Vorstellung darüber, was ein lebensfähiges Unternehmen am Ende der EXIST-Förderung ausmacht – und von da aus muss man rückwärts denken und planen.
  • das Geschäftsmodell praktisch fertig ist, bereits Kunden nachfragen und das Team kurz vor der Gründung steht. Für ein EXIST-Gründerstipendium ist es dann zu spät, da allein die Beratung und das Bewilligungsverfahren einige Monate in Anspruch nehmen.
  • sich die Gründerinnen und Gründer zu wenig damit beschäftigt haben, welche Gründungen EXIST eigentlich unterstützt. In diesem Fall fehlt der Bezug der Geschäfts-idee zur Hochschule oder die Idee ist nicht annähernd neu und innovativ.
  • die Teams nicht in der Lage sind, die eigene Geschäfts-idee aus einer bestimmten Perspektive auf den Punkt zu bringen (sog. EXIST-Story).
  • die Teams nicht in der Lage sind, einen aussagefähigen Text mit Prägnanz und Argumentationscharakter (Ideenpapier) zu verfassen. Aus diesem Grund wurden bereits Anträge abgebrochen.
  • das Zeit- und Projektmanagement ungenügend ist (keine Termintreue, unklare Absprachen im Team).
  • das Feedback der Gründungsberatung, aber auch potentieller Kunden nicht oder nur unzureichend verstanden und auf-/angenommen wird.“

Die Langfassung dieses Beitrags finden Sie in Publikation „Das ist EXIST 2018“ (01/2019).

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