Start-up Gründer und Investor geben sich die Hand

© Getty Images

Ziel der webbasierten Plattform ist es, Start-ups, Investorinnen und Investoren sowie weitere Interessenten bei der Abbildung und Verwaltung der Gesellschafterstruktur sowie der Modellierung von Finanzierungsrunden zu unterstützen. Hintergrund ist, dass es bei Venture Capital Finanzierungen immer wieder zu Missverständnissen zwischen Gründungsteams und Investoren kommt. Das konnte Prof. Dr. Dirk Honold im Rahmen seiner langjährigen Praxiserfahrungen und Forschungstätigkeiten beobachten. Die Missverständnisse entstehen insbesondere aufgrund einer unzureichenden Kommunikation zwischen allen Beteiligten. So werden beispielsweise die monetären Auswirkungen der Finanzierungsstruktur nicht klar kommuniziert. Es fehlt schlichtweg an einer einheitlich strukturierten und für alle Parteien zugänglichen Informationsplattform, die alle relevanten Punkte innerhalb der Finanzierungsrunde zusammenfasst.

Patrick Hümmer, damals noch Student an der Technischen Hochschule Nürnberg, hat diese Problemstellung innerhalb seiner Masterarbeit zum Thema „Risikokapitalbeteiligungen in Deutschland und deren ökonomische Auswirkungen auf den Exiterlös“ aufgegriffen. Er hatte damit einen ersten Schritt zu der aktuellen Plattform gelegt, die für mehr Transparenz und eine einheitliche Informationsgrundlage für alle Verhandlungspartner innerhalb von VC-Finanzierungsrunden sorgen sollte. Nach Abschluss des Masterstudiums hat Patrick Hümmer gemeinsam mit Jakob Heyder, Mitgründer und verantwortlich für die technische Konzeption und Umsetzung, und Adrian Drechsel, Entwickler des Frontends, weiter an der Software gearbeitet. Fachlich begleitet wurde das Team dabei von Prof. Dirk Honold, Prof. Walter Lösel und Toni Oed von der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg, die ebenfalls Mitgründer der Ventury Analytics GmbH sind. Mit Hilfe von EXIST-Gründerstipendium war es möglich, die Entwicklung bis zu einer marktreifen Software voranzutreiben. Im Anschluss erhielt das Start-up noch eine Projektförderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. Die Voraussetzung war: Gründerinnen und Gründer, die bisher noch keine oder weniger als eine Million Euro Finanzierung eingesammelt haben, können die Software kostenlos nutzen. Seit August 2019 ist die Plattform Ventury Analytics öffentlich zugänglich.

Cap Table erstellen und verwalten

Ein Cap Table bzw. Capitalization Table ist für Gründungsteams ein wichtiges Controllinginstrument und unverzichtbar für die Vorbereitung von Finanzierungsrunden. Er informiert über die Höhe des Eigenkapitals und zeigt, wie die Vermögens- und Gewinnverteilung innerhalb des Gesellschafterkreises aussieht. Darüber hinaus zeigt er Änderungen an der Anteils- bzw. Gesellschafterstruktur vor und nach einer Finanzierungsrunde an. Und er informiert darüber, welche Art von Anteilen Kapitalgeber halten, die bereits in das Start-up investiert haben sowie welche damit verbundenen Sonderrechte bestehen und wie deren Gewinnansprüche aussehen. „Alle diese sehr umfangreichen Daten werden mit Unterstützung unserer Plattform strukturiert erfasst und visuell aufbereitet. Gründungsteams und Investoren können damit ihren Cap Table erstellen und verwalten sowie mit ihren Gesellschaftern teilen“, so Patrick Hümmer.

Prognosen erstellen und Finanzierungsangebote vergleichen

Mit jeder neuen Finanzierungsrunde ändern sich die Parameter, müssen also im Cap Table jeweils aktualisiert werden. Die Crux ist: Je mehr Finanzierungsrunden sowie zusätzliche vertraglich vereinbarte Anteile mit jeweils verschiedenen Sonderrechten für die Investoren machen den Cap Table sehr schnell komplex und unübersichtlich. Patrick Hümmer und seine Kollegen haben darauf reagiert: „Mit der von uns entwickelten Software können Start-ups ihren Cap Table effizient und professionell verwalten. Durch die Möglichkeit, zukünftige Finanzierungsrunden innerhalb der Plattform zu modellieren, lassen sich darüber hinaus zuverlässig und schnell die Auswirkungen der nächsten Finanzierungsrunde auf alle Gesellschafter abbilden. Dabei können komplette Finanzierungsstrategien oder nur die Auswirkungen einzelner Parameter, wie zum Beispiel die Ausgestaltung von Wandeldarlehen, einander gegenübergestellt werden. Die Simulation verschiedener Liquidationspräferenzen sind ebenfalls ein Kernpunkt unserer Software. Start-ups können damit Angebote von Investoren professionell und zeitnah vergleichen und, falls nötig, Gegenvorschläge ausarbeiten.“

Vorkenntnisse seien für die Nutzung der Software nicht nötig und ein Einstieg jederzeit möglich, ganz gleich in welchem Stadium sich ein Start-up befindet. Patrick Hümmer: „Start-ups können damit die wichtigsten Fragen zur Weichenstellung ihrer weiteren Finanzierungsstrategie beantworten. Sie erhalten die Chance, auf Augenhöhe mit ihren Investoren über die komplexen Sonderrechte und deren Auswirkungen zu diskutieren und selbst Vorschläge zu unterbreiten. Das spart beiden Parteien Zeit und Geld.“

Weitere Informationen: