Unterschätzen Sie nicht den steigenden Kapitalbedarf, der in der unternehmerischen Wachstumsphase entsteht. Die wenigsten jungen Unternehmen haben in dieser Phase ausreichend Rücklagen, um Kosten für Mitarbeiter, Fremdleistungen und ggf. Material vorzufinanzieren oder um Zahlungsverzögerungen zu überbrücken.

Niemals ohne Finanzplanung

Voraussetzung für ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmenswachstum ist daher eine solide Finanzplanung. Nur so lassen sich die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) und der langfristige Bestand des Unternehmens sichern. Dennoch scheint vielen Start-ups das Risiko einer mangelhaften Finanzplanung nicht bewusst zu sein, so die Erfahrung von Dr. Alex von Frankenberg, Geschäftsführer beim High-Tech Gründerfonds: "Der Kapitalbedarf wird typischerweise unterschätzt. Nicht selten werden in der Finanzplanung viele Kostenpositionen vergessen oder Zeitspannen für zu erwartende Zahlungseingänge zu kurz eingeschätzt. Der Umsatz stellt sich infolgedessen erst spät er ein." Hinzu kommen typische Finanzierungsfehler und Informationsdefizite. Zum Beispiel wird nicht für ausreichend Eigenkapital gesorgt, Kontokorrentkredite werden für langfristige Investitionen genutzt, das Geschäftskonto ist häufig überzogen und nicht selten fehlt der Überblick über Kosten, Umsätze, Erlöse und Verbindlichkeiten oder Zahlungseingänge.

Organisch wachsen durch Innenfinanzierung

Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Kapitalbedarf für notwendige Investitionen zu finanzieren. Dazu Prof. Dr. Christine Volkmann von der Bergischen Universität Wuppertal: "Ich kann zum Beispiel das Wachstum meines Unternehmens durch die Gewinne, die mein Unternehmen am Markt erwirtschaftet, finanzieren. Viele mittelständische Unternehmen sind auf diese Weise organisch gewachsen. Diese Form des Wachstums dauert zumeist länger als das Wachstum durch externe Kapitalbeteiligung. Sie hat aber auch den Vorteil, dass das Unternehmen nicht dem Einfluss von Eigen- oder Fremdkapitalgebern ausgesetzt ist."

Investor ins Boot holen

Junge, innovative Start-ups erzielen allerdings in der Regel nicht genügend Cashflow, um eine Innenfinanzierung auf die Beine zu stellen. Für diese Unternehmen kommt eher Beteiligungskapital von Business Angels und Venture-Capital-Gesellschaften in Frage. Junge Unternehmen, die sich wiederum an anderen Start-ups beteiligen möchten und dazu große Kapitalsummen benötigen, müssen in der Regel einen Mix aus eigenen Mitteln, Beteiligungskapital und Förderdarlehen zur Finanzierung heranziehen. "Je höher allerdings der externe Finanzierungsanteil ist, umso größer ist auch die Gefahr einer Abhängigkeit von den Kapitalgebern, sei es von Business Angels oder Beteiligungsgesellschaften, die Anteile am Unternehmen erhalten, oder von Kreditinstituten, denen in der Regel Sicherheiten für die Fremdkapitalfinanzierung gewährt werden", so Prof. Volkmann.

Hand in Hand: Kapitalbedarf und Unternehmensplanung

Insgesamt funktioniert eine solide Kapitalbedarfsplanung nur, wenn sie mit einer strategischen und operativen Planung des Unternehmens Hand in Hand geht, die u.a. folgende Fragen beantwortet:

  • Welche Ziele sollen erreicht werden?
  • Welche Maßnahmen sind dafür erforderlich?
  • Welche Ressourcen stehen dafür zur Verfügung?
  • Wie kann/muss man sich an den Mitbewerbern der gleichen Branche orientieren? Welche Maßnahmen sorgen für mehr Liquidität (z.B. Leasing, Abschläge, Forderungsmanagement)?
  • Welche Finanzierungsinstrumente sind für einen kurz-, mittel- und langfristigen Kapital bedarf geeignet?

Quelle: EXISTnews 1/2012