Das Start-up Center der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) ist seit 2020 die zentrale Anlaufstelle für die Themen Gründung und Innovation und wird aktuell im Schwerpunkt „Potentiale heben” durch die Fördermaßnahme EXIST-Potentiale im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Zusammen mit dem Women Entrepreneurs in Science-Projekt der BUW hat es eine Vielzahl an Formaten entwickelt, um vor allem Frauen zu mehr (Aus-)Gründungen zu motivieren.

Workshop auf dem Gründerinnen SUMMIT der BUW

Workshop auf dem Gründerinnen SUMMIT der BUW

© Josephine Behr (Women Entrepreneurs in Science)

„Das Start-up Center der BUW strebt eine signifikante Steigerung der Gründungsprojekte an, die aus der Universität hervorgehen. Dabei ist es ein wesentliches Ziel, sich langfristig als Standort für nachhaltige Innovationen und nachhaltiges Unternehmertum zu etablieren. Damit verbunden sind verschiedene Zielsetzungen im Bereich der Institutionalisierung und der Professionalisierung der Gründungssensibilisierung und der Gründungsunterstützung“, sagt Prof. Dr. Christine K. Volkmann, Projektleiterin des Start-up Centers.

2,6 Millionen Fördermittel erfolgreich beantragt

Bis heute hat das Center mehr als 500 Gründungsberatungen durchgeführt. Es hat erfolgreich über 2,6 Millionen Euro Fördermittel für Gründungsteams beantragt und kann in den ersten zwei Jahren der Projektlaufzeit mehrere Erfolge in den Förderlinien EXIST-Forschungstransfer und EXIST-Gründungsstipendium sowie hundert Gründungen aus der Universität heraus vorweisen. Für eine Vernetzung über den universitären Kontext hinaus werden außerdem regelmäßige Veranstaltungen wie zum Beispiel die Sustainable Start-up Days, der Start-up Day, die Bergische Start-up Woche, der Gründerinnen SUMMIT oder die Roadshow Meet, Greet + Beat organisiert. Als weiteres Format werden die Start-up Stories angeboten, bei denen sich Studierende in ihrem normalen Studienalltag mit dem Thema Gründung auseinandersetzen: Gründende der Hochschule stellen ihre Gründungsgeschichte im Rahmen einer Vorlesung vor, die normalerweise nicht mit Gründungen an sich assoziiert wird.

Viele ungenutzte Möglichkeiten für weibliche und gemischte Gründungsteams

Wenn es um Ausgründungen von Frauen an Hochschulen geht, liegt die Bergische Universität Wuppertal (BUW) im Bundesdurchschnitt: Nur 22 Prozent der Gründenden sind weiblich. Dafür liegt der Frauenanteil unter allen Studierenden der Universität bei mehr als 50 Prozent und bei den Promotionsstudierenden bei 38 Prozent. In Bezug auf EXIST-Potentiale „offenbaren die Zahlen viele ungenutzte Möglichkeiten, zumal für weibliche und gemischte Gründungsteams in der Entrepreneurship-Forschung ein positiver Zusammenhang mit der Innovationsleistung sowie mit wirtschaftlichen Kennzahlen, beispielsweise dem Umsatz und Gewinn der Start-ups, festgestellt werden konnte“, so Christine K. Volkmann.

Gruppenbild vom Start-up Battle auf dem Gründerinnen SUMMIT

Gruppenbild mit Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (Mitte) vom Start-up Battle auf dem Gründerinnen SUMMIT

© Josephine Behr (Women Entrepreneurs in Science)

Frauen für das Thema Gründung sensibilisieren

Deshalb richtet sich das Start-up Center der BUW besonders an die Zielgruppen der Studentinnen, Wissenschaftlerinnen und Absolventinnen. Das wird auch in der Ansprache des Centers deutlich: Das Kommunikationskonzept soll nicht nur alle Geschlechter adressieren, großen Wert legt das Start-up Center auf die Repräsentation von Frauen als Vorbilder. Erarbeitet wurde es anhand der Ergebnisse eines Best-Practice-Scoutings, einer Studie von Women Entrepreneurs in Science, die erfolgreiche Gründungen an der US-amerikanischen Ostküste ausgewertet hat. Bei Veranstaltungen und in Vorlesungen werden insbesondere erfolgreiche weibliche sowie gemischte Gründungsteams der BUW vorgestellt. Neben der Ansprache möchte das Start-up Center auch für das Thema Gründung sensibilisieren. So bietet etwa „Your Purpose” einen zweistündigen Workshop zur Definition der individuellen Werte und Ziele sowie der Gestaltung des eigenen (Karriere-)Weges an. Das Format hat sich erfolgreich im Bereich der beruflichen Qualifizierung (Career Service der BUW) etabliert und soll so einen neuen Zugang zu Zielgruppen erschließen, die sich sonst weniger angesprochen fühlen. „Your Purpose” wurde durch das BUW-Projekt Women Entrepreneurs in Science aufgegriffen und weiterentwickelt und wird nun auch an anderen Hochschulstandorten wie beispielsweise der Hochschule Ruhr West, Hochschule Rhein-Waal oder der Universität Paderborn angeboten.

Leitfaden für gendersensible Ansprache

Auch in der konkreten Beratung von Gründenden vor Ort spielt die Art der Ansprache eine große Rolle: Zusammen mit Women Entrepreneurs in Science wurde vom Start-up Center ein Leitfaden für gendersensible Gründungsberatung entwickelt, der an der Hochschule implementiert wurde.

Die Vielzahl der Maßnahmen zeigen Wirkung: So hat sich der Frauenanteil bei Veranstaltungen des Start-up Centers deutlich von 10 Prozent auf 30 Prozent bis 50 Prozent der Teilnehmenden erhöht. Auch verzeichnet das Start-up Center ein wachsendes Interesse von Frauen an einer Gründungsberatung. „Bei der Einschätzung der Wirksamkeit der Maßnahmen ist aber zu beachten, dass insbesondere Maßnahmen zur Sensibilisierung nicht unmittelbar zur Entstehung eines Gründungsprojektes aus der Universität führen müssen. Oftmals finden Gründungen erst nach einer Phase der beruflichen Tätigkeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis statt“, gibt Christine K. Volkmann zu bedenken. Erfolgreiche Gründungsbeispiele von weiblichen Teams aus der BUW heraus sind etwa die private Coworking-Plattform crossworks und das Selbstorganisations-Tool Memogic für Trainerinnen und Trainer.

Messebereich auf dem Gründerinnen SUMMIT der BUW

Messebereich auf dem Gründerinnen SUMMIT der BUW

© Josephine Behr (Women Entrepreneurs in Science)

Women Entrepreneurs in Science

Ein weiterer Baustein zur vermehrt weiblichen Gründungsmotivation ist das vierjährige Projekt Women Entrepreneurs in Science (WES), das im Rahmen der NRW-Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW von der BUW betreut wird. Women Entrepreneurs in Science soll ein Nordrhein-Westfalen-weites Netzwerk aufbauen, das Studentinnen, Wissenschaftlerinnen und Absolventinnen für das (Aus-)Gründen begeistert und bei der Umsetzung begleitet. Alle Hochschulen des Bundeslands sollen dabei für Kooperationen gewonnen sowie für gemeinsame abgehaltene Workshops und Veranstaltungen zur Sensibilisierung und Förderung von Gründerinnen animiert werden. Zusätzlich finden regelmäßige Netzwerktreffen der Hochschulen statt, bei denen Erkenntnisse aus dem WES-Projekt an die Partnerhochschulen weitergegeben werden.

Gründung als Karriereoption sichtbar machen

„Langfristig soll so die Anzahl der Gründungsprojekte von Frauen an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen gesteigert werden. Die Kooperationen mit Hochschulen aus dem ganzen Bundesland bieten Gründerinnen, ihren Ideen und ihren Start-ups auch den notwendigen Raum zum Wachsen“, sagt Christine K. Volkmann. Und: „Besonderen Bedarf gibt es an Hochschulen im Bereich der Sensibilisierung. Diese Angebote sind besonders beliebt, da sie eine Gründung als Karriereoption sichtbar machen und auf die Gründungsberatung der Hochschule aufmerksam machen.“ Bislang umfasst das Netzwerk 30 Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen, bei den gemeinsamen Workshops kamen über 700 Studentinnen, Mitarbeiterinnen und Absolventinnen zusammen. So können beim jährlichen Gründerinnen SUMMIT der BUW im Mai Interessierte zu den Themen PR-Strategie, rechtliches Einmaleins oder Design Thinking mehr erfahren sowie Gründerinnen und ihre Start-ups kennenlernen. Ein Start-up Battle zwischen sieben weiblichen und gemischten Gründungsteams der NRW-Hochschulen rundet die Veranstaltung ab.

Hindernisse für weibliches Gründen

Als Hemmschwellen für weibliche Gründungen identifiziert Christine K. Volkmann zwei Aspekte: Einmal „begegnen Frauen immer noch strukturellen Barrieren. Netzwerke spielen beispielsweise eine zentrale Rolle. Das Start-up-Ökosystem ist nach wie vor stark männlich sowie von Geschlechterstereotypen und unternehmerischen Rollenbildern geprägt. Auch die Eigenschaften einer erfolgreichen Gründerpersönlichkeit sind männlich assoziiert. In der Konsequenz bewerten Gründerinnen das Start-up Ökosystem deutlich schlechter als Gründer.“ Stattdessen sei ein positives Umfeld und ein Netzwerk relevant für potenzielle Geschäftsbeziehungen sowie der Austausch untereinander, so Christine K. Volkmann. Denn ohne Netzwerk kommen die Gründerinnen viel schwerer an die ersehnte Finanzierung heran, so das Ergebnis des Female Founders Monitors 2022.

Noch fehlen die sichtbaren, weiblichen Rollenvorbilder fürs Gründen, so Christine K. Volkmann, die Studentinnen und Wissenschaftlerinnen eine mögliche Karriereoption vorgeben. Deshalb ist es gerade für Hochschulen wichtig, spezifische Angebote zur weiblichen Gründungssensibilisierung zu etablieren wie es das Start-up Center und das Women Entrepreneurs in Science-Projekt der BUW anbieten: Spezifische Veranstaltungen, Netzwerke für Frauen und nicht zuletzt eine gendersensible Ansprache können die Vorbedingungen schaffen und potenzielle Gründerinnen motivieren.

Weiterführende Links:

Start-up Center der BUW

Women Entrepreneurs in Science (WES)

Best-Practice-Scoutings des WES

Leitfaden für gendersensible Gründungsberatung von Start-up Center und WES

Exzellenz Start-up Center.NRW

Stand: Juni 2023