KI: Kopf in 3D

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Selbstfahrende Fahrzeuge, automatische Gesichtserkennung oder auch Suchmaschinen: Zukunftstechnologien setzen auf Künstliche Intelligenz (KI). Die Bundesregierung fördert daher Forschung und Entwicklung sowie die Anwendung von KI. „KI ist der Oberbegriff für Technologien wie Maschinelles Lernen, Deep Learning, Computer Vision oder Natural Language Processing (NLP). Schwache KI-Systeme können kognitive Fähigkeiten des Menschen ersetzen und Bilder erkennen oder Sprache in Text umwandeln. Starke KI-Systeme erreichen menschliche Fähigkeiten“, erklärt Dr. Tina Klüwer, Director AI von K.I.E.Z., einem Modellprojekt des Hochschulverbunds Science & Startups.

Ob bei der Automatisierung von Prozessen oder der Kundeninteraktion: KI kommt bereits in zahlreichen industriellen Anwendungen zum Einsatz. Aber auch in zukünftigen Anwendungsfeldern, wie der Medizin oder beim Energiemanagement von Gebäuden wird mit KI entwickelt. Martin Mahn, Projektleiter des AI.STARTUP.HUB Hamburg, nennt ein weiteres Beispiel: „In der Finanzbranche kann KI helfen, Risiken zu minimieren, Betrug zu erkennen und den Kundenservice zu verbessern. Letzteres wird auch in anderen Branchen zentral, beispielsweise beim E-Commerce.“

20 Prozent der Gründungen in Hessen drehen sich um KI

Deshalb kommt es nicht überraschend, dass in der bundesweiten Gründungslandschaft und besonders auch in den regionalen Start-up-Ökosystemen ein besonderer Fokus auf KI-basierte Gründungen gelegt wird. In Hessen beträgt deren Anteil derzeit circa 20 Prozent. Das liegt im Besonderen an Hochschulen wie der Technischen Universität Darmstadt (TU). „Wir sehen gerade die ersten stark KI-orientierten Teams, die sich skalieren und auf internationale Märkte gehen“, so Tobias Kehl, Leiter von AI Startup Rising. „Zudem setzen etablierte Hightech-Unternehmen, die mit weniger KI-Fokus gestartet sind, immer stärker auf Künstliche Intelligenz. Das beste Beispiel hierfür ist das mit EXIST-Gründungsstipendium geförderte Drohnen-Start-up Wingcopter, ebenfalls aus Darmstadt.“

Der Großraum München als bedeutendes Ökosystem

Aber auch im Ökosystem im Großraum München spielt KI eine sehr bedeutende Rolle: Zwischen 1995 und 2021 wurden bundesweit die meisten KI-Start-ups, nämlich rund 1.350, in Bayern gegründet. AI+MUNICH, ein Deep-Tech-Modellprojekt zur Förderung von KI in der Münchner Region, wird über drei Jahre mit 5,9 Millionen Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) gefördert. Die Angebote des Projekts beinhalten unter anderem ein niedrigschwelliges Bildungsangebot zum Thema KI, Entrepreneurship und Impact Entrepreneurial Ph.D – dazu gehört ein im Aufbau befindliches inhaltliches wie finanzielles Angebot für Promovierende, um Gründungen aus der Promotion heraus zu erleichtern. Des Weiteren bietet AI+MUNICH eine schnelle und unbürokratische Prototypenförderung an, bestehend aus Stipendien, Fachberatung und Sachleistungen pro Gründungsteam in Höhe von 25.000 Euro. Zusätzlich werden Vernetzungs- und Innovationsveranstaltungen über eine Innovationsplattform angeboten, hinzu kommen Events wie Hackathons, Fuck-Up-Nights und verschiedene Workshops.

Bundesweite KI-Hotspots Berlin, München und Hamburg

Nach Berlin und München stellt Hamburg mit derzeit 14 KI-Start-ups den bundesweit drittgrößten Hotspot in Deutschland dar. Darüber hinaus sind an der Elbmetropole etwa 70 etablierten Unternehmen aktiv, die Softwarelösungen mit KI anbieten. Das Hamburger AI.STARTUP.HUB gliedert sich in zwei Programmlinien: das AI Ideation Programm und das AI Accelerator Programm. Das Ideation-Programm fördert die Entwicklung von Geschäftsideen und Prototypen in der Vorgründungsphase. Gründungsteams werden durch Stipendien, Sachmittel, die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Beratung unterstützt. Der Accelerator des AI.STARTUP.HUB bietet ein Programm für die Entwicklung und den Aufbau von KI-Start-ups. Es gliedert sich in acht Module aus Workshops und Coachings für eine umfassende Hilfestellung.

KI im Technologietransfer stärken

Auch in Darmstadt will AI Startup Rising KI im Technologietransfer den Gründungsteams unter die Arme greifen. Gewährleistet wird dies etwa durch die Partnerschaften mit dem Inkubator HIGHEST, einem EXIST-Potentiale Projekt der TU Darmstadt mit der Technischen Hochschule Mittelhessen und mit dem Science Park Kassel. „Da jede der vier Modellregionen eine eigene Agenda verfolgt, können wir unterschiedliche Ansätze ausprobieren und später die erfolgreichsten verstetigen“, so Tobias Kehl , Leiter von AI Startup Rising. Das Projekt steuert die Gründungsaktivitäten von hessian.AI, dem Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz. Es unterstützt High-Tech- und Deep-Tech-Start-ups mit Mentoring, einem Inkubator und Accelerator, einem Netzwerk, Masterclasses und einem Open-Idea-Wettbewerb.

In Berlin hilft K.I.E.Z., ein Modellprojekt des Hochschulverbunds Science & Startups, sowohl KI-basierten Gründungsvorhaben als auch bereits gegründeten Unternehmen. Die Initiative beginnt in einer frühen Phase und sucht geeignete Ideen und Personen für KI-Gründungen aus dem Umfeld des Science & Startups-Verbunds. K.I.E.Z. veranstaltet verschiedene Sensibilisierungsevents, um Interessentinnen und Interessenten den Karriereweg in Richtung Entrepreneurship zu erläutern. Darauf basierend unterstützt das Bridge to Market Programm Teams bei der Validierung ihrer Geschäftsidee. Interessierte erhalten außerdem Support bei der Einwerbung von Förderprogrammen wie EXIST-Forschungstransfer oder EXIST-Gründungsstipendium. Schließlich erhalten sechs Teams die Chance auf eine Unterstützung bei den ersten Wachstumsschritten durch den K.I.E.Z. Accelerator.

Herausforderungen nach der Startförderung

Wo hakt es bei (Aus-)Gründungen zum Thema Künstliche Intelligenz in Deutschland und was könnte für Interessierte optimiert werden? „Eine Herausforderung für Start-ups, und damit insbesondere auch für KI-Start-ups, ist die Finanzierung nach Auslaufen der Startförderung“, sagt Dr. Tina Klüwer von K.I.E.Z. Zur Abhilfe hat das Modellprojekt ein Netzwerk von Risikokapitalgeberinnen und -gebern aufgebaut, die bereits Erfahrungen mit KI-Start-ups gesammelt haben. „Das ist wichtig, denn die Produktentwicklung ist aufwendiger und Teams brauchen Investorinnen und Investoren, die nicht auf den schnellen Return of Invest (ROI) setzen.“ Als eine zusätzliche Hürde für das Wachstum von Start-ups sieht Dr. Klüwer den Fachkräftemangel.

Tobias Kehl von AI Startup Rising ergänzt: „Hinzu kommt, dass dank des KI-Hypes die Erwartungshaltungen auf der Seite der Nutzerinnen und Nutzer sehr hoch und teilweise unrealistisch sind. Hier bedarf es viel Erfahrung sowohl im Vertrieb als auch in den Projektprozessen, die bei jungen Teams aus den Hochschulen oftmals noch nicht ausreichend vorhanden ist.“

Zumindest beim Fachkräftemangel schafft das Bundeswirtschaftsministerium schnelle, unbürokratische Abhilfe: Das neue, beschleunigte Fachkräfteverfahren des BMWK soll den Behördenweg für Unternehmen zur Anstellung von Expertinnen und Experten aus dem Ausland vereinfachen.

Weiterführende Links:
K.I.E.Z.
AI+MUNICH
AI.STARTUP.HUB
AI Startup Rising

Stand: April 2023